Donnerstag, Dezember 21, 2006

Chinesisches Sprichtwort geht um die virtuelle Welt

Neulich erreichte mich wieder so eine Email, die mich veranlasste, Aufklärungsarbeit in Sachen "elektronischer Datenmüllübertragung" zu betreiben. Aber zunächst mal nun der Inhalt dieser Email oder genauer der textliche Inhalt der angehängten Datei im PowerPoint- Format PPS.
Diejenigen, die dieses Schreiben zwar erhalten haben, aber nicht Microsoft's Office Softwarebaustein PowerPoint installiert haben oder sehr restriktive Sicherheitsmaßnahmen gegenüber Attachments in Emails verwenden, konnten somit nicht in den Genuss dieses rührenden literarischen Fehlgriffs gelangen:

MIT GELD
MIT GELD KANNST DU EIN HAUS KAUFEN ABER KEIN ZUHAUSE.
MIT GELD KANNST DU EINE UHR KAUFEN ABER NICHT ZEIT.
MIT GELD KANNST DU EIN BETT KAUFEN ABER KEINEN SCHLAF.
MIT GELD KANNST DU EIN BUCH KAUFEN ABER NICHT WISSEN.
MIT GELD KANNST DU EINEN ARZT KAUFEN, ABER NICHT GESUNDHEIT.
MIT GELD KANNST DU EINE POSITION KAUFEN ABER NICHT RESPEKT.
MIT GELD KANNST DU BLUT KAUFEN ABER NICHT LEBEN
MIT GELD KANNST DU SEX KAUFEN ABER NICHT LIEBE

DIESES CHINESISCHE SPRICHWORT BRINGT GLÜCK
IST URSPRÜNGLICH VON HOLLAND
DIESES SPRICHWORT IST 8 MAL UM DIE WELT GEGANGEN.
NUN IST ES AN DIR GLÜCK ZU HABEN, WENN DU?S EINMAL ERHALTEN HAST.
DAS IST KEIN WITZ. DEIN GLÜCK WIRD PER MAIL ODER INTERNET KOMMEN.
SCHICKE EINE KOPIE AN ALLE LEUTE, DIE GLÜCK BRAUCHEN, SCHICKE KEIN GELD, WEIL DU KEIN GLÜCK KAUFEN KANNST, UND BEHALTE ES NICHT LÄNGER ALS 96 STUNDEN (4 TAGE).
HIER SIND EINIGE BEISPIELE VON LEUTEN, DIE GLÜCK HATTEN, NACHDEM SIE DIESES SPRICHWORT ERHALTEN HABEN:
CONSTANTIN, HAT DIE 1. MAIL IM JAHR 1953 ERHALTEN, ER BEAUFTRAGTE SEINEN SEKRETÄR, 20 KOPIEN DAVON ZU MACHEN. 9 STUNDEN SPÄTER GEWANN ER 99 MILLIONEN IN DER LOTTERIE SEINES LANDES.
CARLOS, ANGESTELLTER, ERHIELT DIE GLEICHE MAIL, ABER ER SCHICKTE SIE NICHT WEITER. EINIGE TAGE SPÄTER VERLOR ER SEINE ARBEIT. TAGE SPÄTER ÄNDERTE ER SEINE MEINUNG, SCHICKE SIE WEITER UND WURDE REICH.
IM JAHRE 1967 HAT BRUNO DIESE MAIL ERHALTEN, ER LACHTE DARÜBER UND LEGTE SIE WEG. EINIGE TAGE SPÄTER WURDE SEIN SOHN KRANK. ER SCHAUTE NACH DEM MAIL, MACHTE 20 KOPIEN DAVON UND VERSCHICKTE SIE. 9 TAGE SPÄTER WAR SEIN SOHN GESUND UND IN SICHERHEIT.
DIESE MAIL WURDE VON ANTHONY DE CROUD, EIN MISSIONAR IN SÜDAFRIKA VERSCHICKT. VOR 96 STUNDEN MUSST DU DIESE MAIL WEITERSCHICKEN. DEIN GLÜCK WIRD NACH 4 TAGEN, AB DEM ZEITPUNKT, AN DEM DU DIE MAIL ERHALTEN HAST, KOMMEN, WENN DU MIT DEN WÜNSCHEN, DIE MIT DIESER MAIL AUSGEDRÜCKT WERDEN, ÜBEREINSTIMMST. DAS IST WAHR. DIESE MAIL WURDE FÜR DAS GLÜCK VERSCHICKT. GLÜCK IST SCHLIESSLICH VOR DEINER TÜRE.
SENDE 20 KOPIEN AN BEKANNTE, FREUNDE UND FAMILIE.EINEN TAG SPÄTER WIRST DU EINE GUTE NACHRICHT ODER EINE ÜBERRASCHUNG ERHALTEN.ICH SENDE DIESE MAIL IN DER ERWARTUNG, DASS SIE RUND UM DIE WELT GEHT.
SENDE NUR 20 KOPIEN UND ERWARTE GUTE NEUIGKEITEN IN DEN NÄCHSTEN TAGEN.
WICHTIG:VERÄNDERE NICHT DEN TEXT, DEN ICH DIR GESCHICKT HABE, KOPIERE IHN GENAU IN DER ART, IN DER DU IHN ERHALTEN HAST.
VIEL GLÜCK .J.A.B.

Hier nun die Ungereimtheiten bzw. Beweise, die widerlegen, dass diese Email nur ansatzweise der Wahrheit entspricht:

1. Ein chinesisches Sprichwort stammt ursprünglich aus Holland von einem angeblichen Missionar namens Anthony de Croud über welchen nichts wirklich bekannt ist.

2. Laut Aussage des mutmaßlichen Verfassers "J.A.B.", dessen Identität ebenfalls völlig unklar ist, soll diese Email 8 mal um die Welt gegangen sein. Wer bitte hat diese Behauptung wie festgestellt ? Eine solche Überprüfung ist gar nicht möglich.

3. Ein ominöser "Constantin" will aufgrund dieser (E)mail im Lotto 99 Millionen gewonnen haben ? Erstaunlich, dass Constantin 1953 bereits in der Lage war, diese PowerPoint Präsentation zu lesen. Da man ja laut Aussage des Verfassers den Text der Email incl. des Anhanges nicht verändern darf, um das Glück nicht zu gefährden, sehe ich bereits hierin einen Widerspruch.

4. Meines Wissens gab es auch bisher in keinem Land der Welt einen derart hohen Lotterie- Gewinn, es sei denn, es handelte sich um Erdnüsse, da ja Land und Währung nicht genannt wurden.

5. Interessanterweise sollte man dazu noch erwähnen, das die Geburt des Internets rein zur militärischen Nutzung im Jahr 1957 veranschlagt wird. Also wie sollte der ominöse Constantin bereits 4 Jahre zuvor an der elektronischen Datenübermittlung teilgenommen haben ?

Leute werdet wach - das ist schlicht ein Kettenbrief, der lediglich Datenmüll in Umlauf bringen soll. Der Verfasser hegt keinesfalls die Absicht, Glück zu verbreiten. Glück hält sich bestimmt nicht an die beschriebenen vorgegebenen Maßnahmen, die laut Verfasser unbedingt einzuhalten sind. Und wieso sollte man jemanden all das Geschriebene glauben, der selbst nur unter der Abkürzung J.A.B. auftritt ?

Das Ziel einer solchen Kettenmail ist es, möglichst viel Datenmüll zu erzeugen, welcher nachhaltig die Leistungsfähigkeit der Internetserver und Leitungen in die Knie zwingen soll. Die Verfasser solcher Kettenmails finden darin Befriedigung, möglichst viele Leute damit übertölpelt zu haben und somit einen zweifelhaften Ruhm zu erlangen.

Im Falle dieses Chinesischen Sprichwortes ist die Angelegenheit noch relativ harmlos, doch gibt es durchaus Fälle, die deutlich mehr Schaden anrichten:
http://www.pollti.de/cgi-bin/forenserver2/foren/F_0101/cutecast.pl?session=IgRSyZ4pwgEO4bAjiNt2O1y7yJ&forum=7&thread=8

oder folgendes:

http://www.pollti.de/cgi-bin/forenserver2/foren/F_0101/cutecast.pl?session=IgRSyZ4pwgEO4bAjiNt2O1y7yJ&forum=7&thread=36

Man sollte daher immer genau prüfen, was da als Nachricht eingetroffen ist. Wenn auch die Nachricht von vertrauenswürdigen Personen stammt, kann es durchaus sein, dass diese bereits auf den Schwindel hereingefallen sind. Im Zweifelsfall kann man sich immer noch an einen Fachmann wenden, der mit den Tricks der Spammer vertraut ist.

Dass es auch schlimmer geht, soll folgende SPAM- Mail in Kettenbrief- Marnier verdeutlichen:

Origninal- Text:
Wer es löscht hat kein Herz.
Hallo mein Name ist Krita Marie und habe vor kurzen eine kleine Tochter erhalten, die Natalie heisst. Vor kurzem haben die Ärzte festgestellt, dass meine kleine Natalie Hirnkrebs hat. Unglücklicherweise ist es meinem Mann und mir nicht möglich diese Operation zu bezahlen, abere mein Ehemann und ich haben von AOL hilfe bekommen. Sie helfen uns indem sie uns 5 Cents geben, für jede Person die dieses E-Mail bekommt. Bitte sende dieses Mail, an jede Person die du kennst und hilf unserer kleinen Natalie.

Solche Emails nennt man inzwischen "Tränendrüsenmails", die leider häufig auf Zuspruch stoßen, weil die meisten User eine solche maßlose Niedertracht nicht glauben wollen. Hier wird u.U. mit realen Schicksalen böses Spiel gespielt. Ein deutliches Erkennungsmerkmal für eine solche Fälschung ist der Hinweis, dass aufgrund der versendeten/empfangenen Emails Geldbeträge von den Providern oder anderen Organisationen zur Verfügung gestellt würden. Das ist ein deutliches Zeichen für ein Fake, da es schlicht unmöglich ist, die weitergeleiteten Emails an zentraler Stelle zu zählen und auszuwerten. Technisch gesehen müsste man, selbst wenn die dazu verwendeten Emails an einen definierten Account ankommen würden, irgendwie eine Unterscheidung zu anders gearteten Emails einrichten und jemand müsste diese Aktion überwachen und auswerten. Das geht einfacher, indem man ein Spendenkonto angibt oder der Spender, selbst wenn es ein Provider sein sollte, den entsprechenden Betrag direkt überweist, ohne sich damit noch zusätzliche und überflüssige Arbeit einzuhandeln.

Sehr nervig ist z.B. folgende Variante (Auszug):

Hi Leute,
ich wende mich an Euch, weil ich ziemlich verzweifelt bin. Ich hoffe, Ihr könnt mir und meiner Freundin helfen, und lest diesen Brief! Das Problem ist, dass meine Freundin an Leukämie erkrankt ist. Es hat sich herausgestellt, dass Sie nur noch wenige Wochen zu Leben hat. Aus diesem Grund seit Ihr meine letzte Chance Ihr zu helfen. Wir benötigen dringend eine/n Spender/in mit der Blutgruppe "AB negativ"!!!! der/die bereit wären, ggf. Knochenmark zu Spenden. Dies ist für Euch nur ein kleiner ärztlicher Eingriff, kann aber meiner Freundin zu Leben verhelfen. Wenn jemand diese Blutgruppe hat, möchte er/sie sich doch bitte mit mir in Verbindung setzen. Alles weitere besprechen wir dann. Sendet bitte diesen Brief an alle, die Ihr kennt!!! Fragt in Eurem Bekanntenkreis nach !!!!!
Ich danke Euch für Eure Hilfe!!!
Gruß Toshiba65@aol.com


Dass es sich auch hierbei um einen Kettenbrief handelt, brauche ich wohl nicht weiter zu verdeutlichen. Fatal daran war, dass dieser "Hoax" mit einer real existierenden Adresse samt Handynummer unterzeichnet war. Es wurden auch Emailadressen von "Opfern" als ursprüngliche Verfasser eingesetzt, was zur Folge hatte, dass unbeabsichtigt diese Leute beinahe rund um die Uhr mit Anrufen und Emails belästigt wurden, da die Emails in den meisten Fällen so versendet werden, dass jeder Empfänger im sog. "Header" der Email erkennen kann, wer ebenfalls diese Email erhalten hat. Das eröffnet zusätzlich Möglichkeiten für Mißbrauch und manche Leute mögen sich vielleicht gefragt haben, wie sie in den Verteiler des Newsletters von www.oberthal-online.de gelangt sind...
Genau so ! Wer diesen sporadisch erscheinenden Newsletter nicht mehr erhalten möchte, kann sich einfach selbst über o.g. Link wieder austragen. Daher sollte man bei der Versendung von sog. "Massenmails" an mehrere Empfänger diese wenigstens etwas verbergen. Fast jeder gängige Emailclient (MS- Outlook, Outlook Express usw.) bietet die Möglichkeit einer sog. Blind Carbon Copy (B.C.C.), die die Empfängerdaten aus dem sichtbaren Bereich des Emailtextes heraushält. Trägt man also z.B. seine eigene Emailadesse als Empfänger ein und alle anderen in der Zeile für "Blinddurchschläge", so kann man die Empfängerdaten wenigstens etwas vor Missbrauch bewahren...


In diesem Sinne,
Webmaster von www.oberthal-online.de